Meine Erinnerungen an Gager

(JF) Mit Erinnerungen ist es so eine Sache. Entweder triggert dich ein Bild, eine Melodie, ein Geruch und plötzlich ziehen Szenen vor deinem inneren Auge vorbei. Oft begleitet von einem Gefühl.

Mich triggert seit Jahren eine Pressemitteilung. Sie kommt vom Altmarkkreis Salzwedel. Darin wird die “Erlebnisreiche Ferienfreizeit an der Ostsee” angekündigt.

Das Jugendamt bietet Kindern von 9 bis 13 Jahren an, zwei Wochen im Ferienlager Gager zu verbringen. “Das Objekt liegt in einer ehemaligen Kieskuhle zwischen Klein Zicker und Gager und ist nur wenige Gehminuten vom Strand entfernt”, heißt es darin. Es sind drei Durchgänge über die Sommerferien hinweg.

Das war früher auch so. Meistens fuhr ich im dritten Durchgang mit. Der lag im August.

Einige Sommerferien verbrachte ich im Ferienlager an der Ostsee. Wie viele Jahre es genau waren, weiß ich nicht mehr. Drei? Vielleicht vier?

Irgendwann später bot der Kraftverkehr Gardelegen für die Kinder der Mitarbeiter ein Ferienlager nach Polen an. Ebenfalls an der Ostsee und ich war dabei. Hier aß ich meine ersten Pommes (sehr salzig), bekam meinen ersten Kuss (sehr feucht) und hatte zum ersten Mal Heimweh (fühlte mich ausgeschlossen). Aber das ist eine andere Geschichte.

In Gager schlief ich zum ersten Mal in einem Zelt. Bis heute begleitet mich der stickige Geruch heißer Zeltplane. Da brauche ich das Zelt noch nicht mal betreten, es nur zu sehen reicht. Krasser Trigger.

Das Zelt war, aus der Perspektive meines 9-jährigen Ichs, RIESIG! Rechts und links waren Doppelstockbetten aufgebaut, in der Mitte der Freigang. Ich weiß nicht mehr, wieviele Betten es waren.

Insgesamt standen im Halbkreis in der Kieskuhle wohl 4-6 Zelte. Nur die Sanitäranlagen und der Küchenbereich waren aus Stein. Gegessen wurde, zumindest im ersten Jahr meiner Mitfahrt, in einem Küchenzelt.

Der Zeltboden war aus Holz. Zwei Holzstangen hielten das Zeltdach. Die Seiten waren mit Heringen im Boden befestigt. Der Holzboden war ständig mit Sand bedeckt, den wir von draußen mit rein schleppten. Dazu rieselte Strandsand aus den Klamotten und Handtüchern.

Überhaupt, unsere Klamotten lagen überall rum. Schon nach kurzer Zeit stank es abgestanden. Irgendwer vergaß immer irgendwas Feuchtes in den dunklen Ecken. Wir fegten und räumten auch auf. Allerdings nur, wenn die Ansage kam und die angedrohten Folgen, unsere Bequemlichkeit wirklich überstieg.

Tagsüber wurden die Zeltplanen im unteren Drittel hochgeklappt. Warum weiß ich nicht, abgekühlt wurde dadurch jedenfalls nichts. In meiner Erinnerung war es immer mega warm und stickig.

Ganz rechts in diesem Zelthalbkreis stand das Spielzelt. Dort wurden Spielgeräte, wie Bälle, Federballsets ect gelagert. Hatten wir Leerlauf, konnten wir Spielsachen dort rausnehmen.

Und wenn ich mich richtig erinnere, fanden in dem Spielzelt Diskos statt. Getanzt hatte ich bereits in der Kinderdisko im Volkshaus. Das brachte mir aber kein Vorteil. An sowas wie Vorteile dachte ich damals sowieso nicht. Ich weiß nur, dass ich mich genauso ungelenk zur Musik bewegte wie im Volkshaus auch.

Schritt nach links, Schritt nach rechts – ich versuchte, IRGENDWIE den Takt zu halten. Dabei schaute ich um mich, ob ich jemanden entdeckte, der es besser machte und an dem ich mich orientieren konnte. Auch später war ich nie die dolle Tänzerin. Vielleicht schaue ich mir deshalb heute gern auf TikTok Tanzvideos mit Kindern an, die das super professionell können. Meine Gedanken ungefähr so: WOW, WOW, WOW.

Ich liebte das Schlafen im Zelt. Einschlafprobleme kannte ich nicht. Durchschlafprobleme auch nicht. Kritisch wurde es nur, wenn ich nachts raus mußte zum pinkeln. Meine Taschenlampe mußte ich immer erst suchen und meine Sandaletten auch.

Wie lautlos ich auch immer versuchte, meine Sachen zusammen zu kriegen, irgendwen machte ich immer wach, irgendwer meckerte immer. Das streßte mich. Anderen Unannehmlichkeiten bereiten. Heute ist das nicht mehr so.

Fortsetzung folgt.

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Erinnerst du dich an deine Zeit im Ferienlager Gager? Ob kurze Anekdoten oder lange Geschichten, erzähl mir davon. Einfach, damit sie bewahrt werden. Für dich. Und für andere. 

Schreib mir stadtspiegelgardelegen@gmail.com oder ruf mich an – 0175-2270737 

Ich freue mich, von dir zu hören oder zu lesen.

Jana

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Disclaimer (sicherheitshalber)

Das hier Geschriebene entstammt MEINER Erinnerung. Es sind Jana FriedriErinnerungen sind subjektiv und können lückenhaft sein. Ich habe sie nach bestem Wissen und Gewissen wiedergegeben.