Neu in der Stadt

Sind neu in der Stadt: Yunus Öztürk und Eddie. Der 29-Jährige zog der Liebe wegen nach Gardelegen.

Jeder kennt jemanden, der gegangen ist. Raus aus der Stadt heißt oft auch: Weg der Altmark und dem Bundesland. Ausbildung, Studium, Job oder Liebe – es gibt viele Gründe zu gehen. Es gibt jedoch auch die, die zurückkommen und die, die zuziehen. Was zieht Jemanden nach Gardelegen? Was sind die Gründe, sich in der „Perle der Altmark“ niederzulassen? Ich habe einen Neuankömmling kennengelernt und nachgefragt. 

Ich treffe Yunus am Stall. Hier steht sein Pferd Eddie. Yunus Öztürk liebt Pferde seit seiner Kindheit. Sie waren schon immer seine große Leidenschaft. Ohne Eddie wäre ein Leben woanders nicht denkbar. Für den Pferdeliebhaber ist seine neue Heimat ein Glücksfall, denn die Altmark wird nicht umsonst „Pferdeland“ genannt. 

Nach Gardelegen sind sie also im Doppelpack gekommen. „Der Mann, den ich liebe, hat mich hierher gebracht“, erzählt der 29-Jährige. Seit Oktober 2021 wohnt er in der Stadt. Bis zu seinem Umzug pendelte er über vier Monate zwischen Baddeckenstedt (Landkreis Wolfenbüttel) und Gardelegen. Rund 120 Kilometer eine Tour. 

Yunus und sein Partner Andy lernten sich online kennen. „Gardelegen kannte ich bis dahin nicht. Ich musste erstmal googlen, wo das liegt“, berichtete er. Auf jeden Fall in mitten weitläufiger Felder und langgestreckter Wälder stellte Yunus fest, als er das erst Mal in die Altmark fuhr. „Schon die Strecke hierher war ein Erlebnis – kaum Häuser, nur Felder. Einfach sehr weitläufig, sehr ländlich“, berichtete er. 

In Gardelegen angekommen, fiel ihm zuerst das riesige, alte Gemäuer – das Salzwedel Tor – auf. „Die Straße führte an weiteren alten Häusern vorbei. Ich hatte das Gefühl „Hier ist etwas Altes“. Die Stadt macht den Eindruck einer Art „Denkmal-Stadt“ In der Stadt in der ich bis dahin wohnte, gab es nicht so viele alte Gebäude. Vieles wurde gleich abgerissen. Das ganze Stadtbild ist dadurch jünger.“

Das erste Treffen der Beiden fand auf dem Summer Open Air-Konzert im Bürgerpark statt. Nicht Andy empfing ihn, sondern ein großer Schwarm summender, brummender Junikäfer. Willkommen auf dem ländlichsten Land! Der Rest der Kennenlerngeschichte ist schnell erzählt: Es hat „Bum“ gemacht. Schmetterlinge, Herzklopfen und später Liebe. Seit dem ist Gardelegen um einen Einwohner und ein Pferd reicher. 

Erste Wurzeln geschlagen

Und so schön das neue Leben ist, sein altes Leben loszulassen, fiel ihm nicht leicht.

„Es war sehr schwer für mich zu gehen“ erzählt er offen: „Ich hatte in Baddeckenstedt eine tolle Stallgemeinschaft, die wie Familie für mich war, zurückgelassen. In der Kennenlernzeit haben sie sich um Eddie gekümmert, damit ich überhaupt Zeit mit Andy verbringen konnte.“ Er gab auch seinen Job in Braunschweig auf „und verließ einen tollen, wertschätzenden Arbeitgeber“, berichtete der examinierte Altenpfleger.

Mittlerweile hat er in Gardelegen erste Wurzeln geschlagen. „ Ich habe tolle Leute kennengelernt“, meinte Yunus: „unter anderem meine neue Stallgemeinschaft, die für mich Freunde wurden. Ich habe ein klasse Team auf der Arbeit und auch über Andys Umfeld, entstanden Freundschaften.“

Yunus beschreibt sich als einen kontaktfreudigen Menschen. Trotzdem wünsche er sich, dass die Gardelegener noch mehr auf ihn zugehen würden. Er findet gut, dass es so viele verschiedene Veranstaltungen in der Stadt gibt und wie engagiert die Feste ausgerichtet werden. „Es wird versucht, das Moderne in die Stadt zu holen“, meinte er. „Und der Wall ist total schön. Hier kann man gut den Kopf frei bekommen“, schwärmte er und weiter: „Und auch die Tiere sind toll. Andere bezahlen für so einen kleinen Zoo Geld. Auf dem Stadtwall hat man die Begegnung umsonst.“

Der Artikel “Neu in der Stadt” erschien in der Stadtspiegelausgabe Dez.22/Jan.23, Seite 14-15