Mit bewegenden Worten und einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm feierte die Hansestadt Gardelegen am 9. Mai ihren traditionellen Bürgerempfang im Schützenhaus. Zahlreiche BürgerInnen waren ins Schützenhaus gekommen, um gemeinsam jenen Menschen zu danken, die sich seit Jahren für das Gemeinwohl engagieren. Die Stadt würdigte an diesem Abend nicht nur ehrenamtliches Engagement, sondern setzte auch ein Zeichen für das, was Gardelegen ausmacht: Zusammenhalt, Vielfalt und lebendige Mitgestaltung.
Die Ehrungen
Stellvertretend für die Arbeitsgemeinschaft Stolpersteine des Geschwister-Scholl-Gymnasiums unterschrieb die Nadja Müller, derzeitige Leiterin der AG, im Goldene Buch der Hansestadt Gardelegen. Die AG wurde 2013 von Andrea Müller, der damaligen Lehrerin am Gymnasium, ins Leben gerufen. Sie war zur Veranstaltung verhindert und wird ihre Unterschrift zu einem späteren Zeitpunkt nachholen. Bürgermeisterin Mandy Schumacher würdigte in ihrer Rede das langjährige Engagement der AG, die sich seit 2013 mit den Schicksalen jüdischer Bürger in Gardelegen beschäftigt: „Ich denke mal, diese Biografiearbeit, nämlich das Schicksal einzelner Menschen darzustellen, öffnet uns noch ganz anders die Augen und die Herzen.“
Mit der Ehrennadel der Hansestadt Gardelegen wurde auch Hagen Wernecke, langjähriger Judotrainer des PSV Gardelegen, ausgezeichnet. Seit den 1970er-Jahren prägt er die Judogemeinschaft der Region – als Sportler, Kampfrichter und später als engagierter Funktionär. Nach der Wende half er beim Aufbau des neuen Landesverbandes in Sachsen-Anhalt mit und war maßgeblich daran beteiligt, dass in Gardelegen und Klötze zwei Trainingsstützpunkte etabliert wurden. Die Laudatio hielt Gunnar Itagaki.
Mit einer energiegeladenen Demonstration zeigte die Judo-Abteilung des PSV Gardelegen an dem Abend, wie viel Disziplin, Technik und Teamgeist in ihrem Sport stecken.
Für ihre Verdienste um die Pflege der plattdeutschen Sprache und ihr langjähriges kulturelles Engagement wurden Kerstin und Andreas Finger mit der Ehrennadel der Hansestadt Gardelegen geehrt. In ihrer Laudatio würdigte Landtagsabgeordnete Sandra Hietel das Ehepaar als „musikalisches Aushängeschild der Region“, das mit Liedern und Gedichten in Hoch- und Plattdeutsch zahlreiche Veranstaltungen bereichere. Unter dem Namen „Hoahnenfoot“ sei das Duo nicht nur in Dannefeld, sondern auch weit darüber hinaus bekannt – von der Altmark bis nach Berlin. Kerstin Finger habe zudem als Musiklehrerin und über ihr Engagement als Chorleiterin der Drömlingsspatzen viele junge Talente gefördert, während sich Andreas Finger im Verein, bei der Sanierung der Dorfkirche und des Gemeinschaftshauses verdient gemacht habe.
„Wenn jemand in so vielen verschiedenen Bereichen über Jahre hinweg mit vollem Herzen dabei ist – dann kann man nicht anders, als den Hut zu ziehen“, begann Bürgermeisterin Mandy Schumacher ihre Rede über Olaf Sturm.
Für seine sein langjähriges Engagement im sozialen Bereich und in der Notfallseelsorge wurde auch er mit der Ehrennadel der Hansestadt Gardelegen ausgezeichnet. In ihrer Laudatio würdigte Bürgermeisterin ihn als eine Persönlichkeit, die sich in zahlreichen Bereichen einbringe. Besonders hob sie seinen Einsatz nach dem Amoklauf in Magdeburg hervor: „Er war an dem Tag, wie so oft, die gute Seele in unserem Team.“ Olaf Sturm sei, so Schumacher, ein Mensch, der nie im Mittelpunkt stehen wolle, aber stets da sei, wenn man ihn brauche: zuverlässig, bescheiden, unermüdlich. Mit der Auszeichnung wolle man diese stille Stärke sichtbar machen und Danke sagen.
Nach seiner Würdigung ging der Blick weiter – auf jemanden, der Menschen in ihrer letzten Lebensphase beisteht: Thomas Rehbein. Für seinen herausragenden Einsatz im Bereich der Hospizarbeit erhielt er die Ehrennadel der Hansestadt. Rehbein baute in Gardelegen den Ambulanten Hospizdienst auf und prägte ihn über viele Jahre hinweg maßgeblich mit. In seiner Laudatio sprach Stadtratsvorsitzender Kay-Michael Neubüser von einer Pionierleistung: „Gerade in den Anfängen der Palliativversorgung war das, was Sie mit Ihren Helferinnen und Helfern aufgebaut haben, bahnbrechend“ Und weiter: Rehbein habe nicht nur konkrete Hilfe für Schwerstkranke und ihre Familien ermöglicht, sondern auch einen Beitrag zu mehr Offenheit im Umgang mit dem Sterben geleistet.
Die letzten Ehrungen des Abends galten drei Männern, die das politische Geschehen in Gardelegen über Jahrzehnte mitprägten: Peter Wichmann, Reinhard Hapke und Sieghard Dutz (der krankheitsbedingt abwesend war) wurden für ihr langjähriges Engagement im Stadtrat ausgezeichnet. Bürgermeisterin Mandy Schumacher würdigte ihre kommunalpolitische Ausdauer „Dieses Ehrenamt erfordert einen unglaublichen Durchhaltewillen und die Überzeugung, dass die Arbeit wichtig ist und von großer Bedeutung.“
Dabei sei gerade die Unterschiedlichkeit der Geehrten ein Gewinn für die politische Debatte: „Drei Männer, die könnten eigentlich unterschiedlicher nicht sein – aber das ist genau das, was wir brauchen“, erklärte sie. Die Bürgermeisteirn dankte den Stadträten für ihr offenes Ohr – sowohl für die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger als auch für ihre Zusammenarbeit im Stadtrat.
Die Musikschulband Outplace sorgte mit kraftvollen Stimmen und feinen Arrangements für einen stimmungsvollen Einstieg in den Abend. Mit dabei: Albert Pessel, Anna-Lena Ekke, Daniela Krieg, Fabio Richter, Richard Wischeropp und Jürgen Genz.
Vertreter aus Politik, Wirtschaft und öffentlichem Leben waren der Einladung zum Bürgerempfang der Hansestadt Gardelegen gefolgt