In Gardelegen wird wieder “Garley” gebraut

Die Brauerei in Gardelegen wurde am 26. Juni offiziell eröffnet. Besucher erhielten eine Führungen durch die Braustraße / Foto: Stadtspiegel Gardelegen

Für die Geschichtsbücher: Der 26. Juni 2021 war ein wirklich heißer Tag. Sommer, Sonne, Sonnenschein – das Thermometer kratzte an der Dreißzig-Grad-Marke. Gut, wer da etwas Kühles, Flüssiges zur Hand hatte. Die Besucher der Gardelegener Brauereigesellschaft Am Lindenberg 8 löschten ihren Durst mit „1356 Hanse-Urtrunk“ oder einem naturtrüben Pils.

Endlich wurde die Gardelegener Biertradition nun offiziell wiederbelebt. Gefeiert wurde das Ereignis mit einem Tag der offenen Tür inklusive Führungen mit Brauer Steffen Kleine und dem ehemaligen Braumeister Reiner Finke durch die Braustraße und natürlich Verkostungen. Das Projekt sei eigentlich aus einer Schnapsidee entstanden und dann in „etwas mehr als einem Jahr“ realisiert worden, berichtete Lars Vogel, der gemeinsam mit seinem Bruder Jens zur Eröffnung geladen hatte.

Auf dem Hansefest 2019 wurde zum ersten Mal das „1356 Hanse-Urtrunk“ ausgeschenkt, das damals noch in Tangermünde gebraut wurde. „Es ist so gut eingeschlagen, dass wir sagten „Wir können die Leute gar nicht enttäuschen, wir müssen hier weiter machen“, erzählte er. Das darauffolgende Jahr startete mit der Suche nach einer Braustätte in Gardelegen.

Dass das keine riesige Braustätte wird, wäre ihnen von vornherein klar gewesen. „Lieber etwas kleiner und etwas feiner“ sollte es sein, berichtete er den geladenen Gästen in seiner Begrüßungsrede am Vormittag. Der Förderbescheid kam im Juni 2020 und so konnte das Vorhaben, wieder Garley in Gardelegen zu brauen, nun los gehen.

v.li.n.re: Jens Vogel, Geschäftsführer und Gesellschafter, Lars Vogel Gesellschafter, Brauer Steffen Kleine und der ehemaliger Brauer und heutige Berater Reiner Finke begrüßten am 26. Juni 2021, dem Eröffnungstag der Brauerei, die zahlreichen Gratulanten und Besucher. / Foto: Stadtspiegel Gardelegen

Bis zum ersten Sud war jedoch noch einiges zu tun: der Fußboden mußte abgeschrägt, Einläufe gesetzt und die Elektrik vorbereitet werden. Zudem mußte eine „gute und günstige“ Brauanlage gefunden und installiert werden. Sie wurde Anfang dieses Jahres in nur fünf Tagen aufgebaut. Außerdem wurden gleich darauf Strom, Wasser, Gas installiert. „Ein Dank an alle Handwerker. Sie waren auf den Punkt da“, blickte der Brauereigesellschafter erleichtert zurück.

Der erste Sud wurde im März angesetzt und „damit war die Unterbrechung der Brautradtion hier in Gardelegen beendet“, so Lars Vogel. Ein „Glückgriff“ sei Brauer Steffen Kleine gewesen. „Er ist ein junger Mann, der wirklich noch brauen möchte. Nicht als Industriebrauer, der nur auf die Knöpfe drückt, sondern einer, der sich Gedanken macht“, meinte Lars Vogel. Und das Resultat könne heute jeder kosten.

Große Unterstützung erhielten die Vogel-Brüder vom alten Brauer Reiner Finke. Er hatte bereits zu DDR-Zeiten bei Garley-Bräu gebraut und brachte das Fachwissen für die alten Rezepte mit. „Das hat sich alles so zusammengefunden und das Resultat haben wir heute hier zu stehen. Einfach alles angucken und probieren“, forderte er die Gäste auf. Bereits jetzt sei die Brauerei auf einem guten Weg. Der 18. Sud sei angesetzt. „Das ist die Menge, die wir erst im September erreichen wollten“. Jede Woche werden 1000 Liter gebraut, abgefüllt und verkauft.

Brauer Steffen Kleine führte die zahlreichen Besucher durch die Brauerei und erklärte dabei den Bierbrauprozess. / Foto: Stadtspiegel Gardelegen

„Damit arbeiten wir mit der Brauerei kostendeckend und werden langsam in die Gewinnzone fahren. So können wir im nächsten Jahr den ein oder anderen Tank zur Erweiterung anschaffen“, blickte er voraus. Und über noch etwas freuten sich die beiden Gesellschafter – und mit ihnen wahrscheinlich die gesamt Stadt: Nach zwei Jahren im Streit um die Markenrechte, ist es ihnen gelungen, den Namen „Garley“ wieder für Gardelegen zu gewinnen. „Mit Fug und Recht darf das Gardelegener Bier wieder Garley heißen“, verkündete er. Zum Eröffnungstag wurden die ersten Flaschen mit Etikett des alten Garley-Bieres ausgestellt. Der Schriftzug ist angelehnt an den Garley-Bier-Schriftzug den Ernst und Albert Haase in den 70ziger Jahren verwendet hatten.

Der Bericht "Ankommen, anschauen und probieren! Eröffnung der Gardelegener Brauereigesellschaft" erschien im Stadtspiegel Gardelegen / Ausgabe 0721