Wenn Durchhalten keine Option mehr ist

Das Café am Rathaus ist geschlossen / Zimmervermietung läuft weiter / Bild: @Jana Friedrich/Stadtspiegel GA

Durchhalten? Zähne zusammenbeißen? Aussitzen? Für Kevin Schönemann sind das keine Optionen mehr. Der Pächter des Café am Rathaus hat einen Schlußstrich gezogen und das Café am Mittwoch dicht gemacht. Die Vermietung der acht Zimmer läuft weiter.

„Das Café am Rathaus hat ab sofort dauerhaft geschlossen. Wir bitten um Ihr Verständnis.“, steht auf dem Zettel im Fenster. Seit Mittwoch hängt er dort. Es ist eine knappe Notiz. „Sie finden uns im Reutterhaus“, heißt es weiter. Es geht also weiter, nur nicht mehr hier im Café in der Innenstadt.

Was führte zur Schließung des Cafés? Letztendlich die Erkenntnis, dass die Herausforderungen nicht mehr zu meistern sind. 

Eine der Herausforderungen: der Fachkräftemangel. „Seit Jahresbeginn haben wir neun Mitarbeiter verloren, durch Berufs- und Branchenwechsel, Umzug, Krankheit. So ist es am Ende nicht mehr tragbar, zwei Häuser gleichzeitig zu führen“, erklärte der Gastronom.

Die wirtschaftliche Gesamtsituation in Deutschland, habe es auch nicht einfacher gemacht. Durch die Mindestlohnerhöhung seien die Kosten gestiegen.

Zudem müsste in die Küchentechnik des Cafés investiert werden. Das sei finanziell nicht machbar. 

Darüber hinaus hätten sich die Anforderungen der Mitarbeiter an das Arbeitsleben verändert: „Die Leuten möchten mehr Work-Life-Balance. Das wurde früher in der Branche vernachlässigt. Es ist jedoch durch die Verschärfung des Personalmangels, aktuell schwierig als Arbeitgeber, dem nachzukommen.“ 

Auch persönlich sieht sich der Gastronom an gesundheitlichen Grenzen. Ein schwerer Bandscheiben-Vorfall und der sich ziehende Genesungsverlauf haben ihn einsichtig werden lassen: Er muß lernen, mit seinen Kräften, besser zu haushalten.

Zur Gaststätte gehören acht Hotelzimmer im oberen Stockwerk. Ihre Vermietung wird Kevin Schönemann bis zum Ende seines Pachtvertrages, am 31.12.2024, weiterführen. „Der Hotelbetrieb läuft in beiden Häusern gut“, meinte er.

Im Januar 2019 hatte der Gardelegener das Café von seinen Eltern übernommen. Diese hatten es seit 2009 gepachtet. Im Juli 2019 übernahm er das Reutterhaus. „In Hochzeiten waren wir mit beiden Häusern bei 24 Leuten, plus drei Azubis“, berichtete er. 

Diese Zeiten sind nun vorbei. 17 Mitarbeitende, davon zwei Azubis, und er, konzentrieren sich jetzt auf das verbliebende Haus.

Dadurch ist es wieder möglich, von 11.00 bis 15.00 Uhr, eine Mittagskarte anzubieten. Montags bis freitags ist der Restaurantbetrieb des Reutterhauses durchgehend von 11.00 Uhr bis 21.30 Uhr geöffnet, am Wochenende ab 15.00 Uhr. Der Fokus liegt jetzt auf dem á la Carte-Geschäft und dem „Außer-Haus-Catering“, erklärte der Gastronom.